Kohlenhydrate


Kohlenhydrate in der Hundeernährung – unnötiger Füllstoff oder sinnvolle Energiequelle?

Kohlenhydrate werden in vielen kommerziellen Hundefuttermitteln als wichtiger Bestandteil dargestellt. Doch aus ernährungsphysiologischer Sicht ist ihr Nutzen für Hunde stark begrenzt – teilweise sogar problematisch. Im Gegensatz zu Menschen sind Hunde biologisch nicht auf eine kohlenhydratreiche Ernährung angewiesen.

Verdauungsphysiologie: Kaum Amylase, kaum Bedarf

Hunde produzieren – im Vergleich zum Menschen – nur sehr geringe Mengen des Enzyms Amylase, das für die Spaltung von Stärke und anderen Kohlenhydraten verantwortlich ist. Während beim Menschen die Kohlenhydratverdauung bereits im Speichel beginnt, fehlt Hunden die Amylase im Speichel vollständig – ihre Spaltungskapazität ist ausschließlich auf den Dünndarm begrenzt und auch dort eingeschränkt.

Besonders bei Welpen ist die Fähigkeit, Stärke zu verdauen, nahezu nicht vorhanden. Ihre enzymatische Ausstattung entwickelt sich erst im Verlauf der Wachstumsphase – und selbst im Erwachsenenalter bleibt sie im Vergleich zu Pflanzenfressern oder Allesfressern deutlich reduziert.


Kohlenhydrate liefern nur kurzfristige Energie

Im besten Fall dienen Kohlenhydrate dem Hund als kurzfristiger Energielieferant. Sie werden rasch verdaut und führen zu einem schnellen Anstieg des Blutzuckerspiegels. Was beim sportlich aktiven Tier kurzfristig sinnvoll sein kann, ist für den durchschnittlichen Familienhund weder notwendig noch vorteilhaft. Überschüssige Kohlenhydrate werden nicht ausgeschieden, sondern:

  • In Fett umgewandelt, was Übergewicht fördert

  • Als Zuckerreserve (Glykogen) in Leber und Muskeln gespeichert

  • Bei dauerhaft hoher Aufnahme kann es zu Insulinresistenz und Stoffwechselstörungen kommen


Ein Irrglaube der Futtermittelindustrie

Trotz dieser Tatsachen enthalten viele Trockenfutter – vor allem günstige Produkte – bis zu 60 % Kohlenhydrate, meist in Form von Getreide oder Kartoffelstärke. Das hat weniger mit ernährungsphysiologischen Notwendigkeiten zu tun, sondern vielmehr mit:

  • Geringeren Herstellungskosten

  • Technologischer Verarbeitbarkeit (z. B. Extrusion)

  • Marketingstrategien, die Kohlenhydrate fälschlich als „wertvolle Energiequelle“ präsentieren

In Wirklichkeit kann ein Hund komplett ohne Kohlenhydrate ernährt werden, ohne dass Mangelerscheinungen auftreten – vorausgesetzt, er erhält ausreichend Fett und Eiweiß.


Rassespezifische Unterschiede in der Kohlenhydratverwertung

Nicht alle Hunde verstoffwechseln Kohlenhydrate gleich. Es gibt rassespezifische Unterschiede, die genetisch bedingt sind:

  • Nordische Rassen wie Huskys oder Malamutes haben sich über Jahrhunderte an protein- und fettreiche, aber kohlenhydratarme Nahrung angepasst. Ihre Fähigkeit, Stärke zu verdauen, ist deutlich reduziert – sie profitieren kaum von kohlenhydratreichen Futtermitteln.

  • Mediterrane Rassen wie Galgos zeigen durch die historische Nähe zum Menschen mit Getreidevorräten eine etwas höhere Toleranz gegenüber Kohlenhydraten, ohne dass sie jedoch essentiell wären.

  • Generell gilt: Die individuelle Verträglichkeit sollte immer berücksichtigt werden, insbesondere bei Verdauungsproblemen, Übergewicht oder chronischen Erkrankungen.


Fazit: Kohlenhydrate – nicht notwendig, oft überbewertet

Für Hunde sind Kohlenhydrate nicht essenziell. Ihre Verdauungskapazität ist eingeschränkt, ihr Nutzen gering – besonders bei durchschnittlich aktiven Tieren. Hochwertige Proteine und Fette sollten die Hauptbestandteile der Ernährung darstellen.

Die weit verbreitete Meinung, Kohlenhydrate seien ein unverzichtbarer Teil der Hundenahrung, ist ein Irrglaube, der vor allem durch wirtschaftliche Interessen der Futtermittelindustrie gestützt wird. Wer seinen Hund artgerecht und gesund ernähren möchte, sollte Kohlenhydrate kritisch hinterfragen und – wenn überhaupt – gezielt und in begrenztem Maß einsetzen.